Digital zurück ins Mittelalter?

Homeoffice, Homeschooling, die ganze Familie sitzt aufeinander und die Zündschnüre sind kurz – Das alles prasselt derzeit ein, vor allem auf Frauen. Die Digitalisierung wird mit großen Schritten in vielen Alltagen selbstverständlicher, doch gleichzeitig zeigt sich, ein Revival tradierter Rollenverteilung. Die Digitalisierung fordert uns heraus, die unbewusste Einflussnahme technischer Prozesse zu hinterfragen. Wirft uns Corona zurück ins emanzipatorische Mittelalter?

Einführend erklärte Tobias Isenmann, Projektleiter Web und Vorstandsmitglied der City-Partner Offenburg, die Funktionsweisen von KI, Algorithmen, Deep Learning und Big Data. Dabei wurde klar, dass Digitalisierung nur so intelligent sein kann, wie die Prozesse zuvor gestaltet werden. Dies birgt die Gefahr, dass bestehende Stereotype in digitalisierten Prozessen reproduziert werden. Elke Ott stimmte der Idee zu, dass Digitalisierung ein Werkzeug ist und es gelte die Digitalisierung aktiv zu gestalten. Rita Klee verwies darauf, dass Homeschooling und digitaler Unterricht nicht nur Endgeräte, sondern auch durchdachte pädagogische Konzepte braucht.

Dennoch könne man froh sein, dass durch die Digitalisierung gerade in der Krise einiges möglich ist. „Die Situation führt nicht wirklich zu einem Rückschritt in der Emanzipation, sondern legt offen, wie die Rollen tatsächlich in den Familien gelebt werden.“ Diagnostizierte FDP-Politikerin Judith Skudelny „Das überrascht auch so manche Familie, die glaubte schon weiter zu sein. Plötzlich ist Familienarbeit wieder Frauenarbeit, während die Männer ihre Aufmerksamkeit auf das wirtschaftliche Versorgen legen.“  Diese Retradierung der Familienrollen erkläre sich dadurch, dass der Schlüssel zur Emanzipation für Mütter in der Kinderbetreuung liegt, die nun ausfalle.

Die unterschiedlichen Aufgaben in der Familie besser verbinden zu können, sei aber auch eine riesige Chance. „Flexiblere Arbeitszeitmöglichkeiten, Homeoffice, moderne Teilzeitmodelle: All das kann Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern und somit viele Frauen nach Vorne bringen!“ Zu bedenken gab die Offenburger Landtagskandidatin aber: „Zu häufig stehen Denkgewohnheiten aus der Vergangenheit einer gleichberechtigten Zukunft im Weg“.

In vielen Bereichen mache die Digitalisierung die Teilhabe von Menschen barrierefreier „Auch wir Parteien müssen weiterentwickeln, was in dieser Zeit an Digitalisierung möglich wurde, um mehr Frauen für die politische Arbeit zu gekommen“. Es gilt nicht nur Familie mit Beruf, sondern auch Ehrenamt und gesellschaftliches Engagement vereinbar zu gestalten“ führte die freidemokratische Kandidatin aus Lahr, Regina Sittler aus.