KIT - Professor Dr. Thomas Kohl zum Thema Tiefengeothermie bei der FDP - Ortenau zu Gast
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Johannes Baier, der Kreisvorsitzende der FDP-Ortenau eröffnete die Veranstaltung mit einerSchweigeminute im Gedenken an die Opfer des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Der Ausbruchdes Kriegs jährte sich an diesem Tag. „Neben dem schrecklichen Leid und der vielen Opfer diesesillegalen und sinnlosen Angriffskriegs, wurdendadurchviele Fragenunserer Energieversorgungneuaufgeworfen“, nahm Baier Bezug zur heutigen Veranstaltung. Nach einer kurzen Begrüßung übergab erdas Wort an den Experten.Prof. Dr. Thomas Kohl führte in seinem ca. einstündigen Vortrag, unterstützt durch Folien mit zahlreichenSchaubildern und Daten, in die wesentlichen Aspekte zur Tiefengeothermie ein. Zu Beginn stellte erheraus, dass die Transformation der Energieversorgung hin zurCO2-Neutralität mehr als dringendgeboten ist. Anhand eines Schaubilds verschiedenerCO2-und damit verbunden Temperaturszenarien,fand er deutliche Worte: „Wir befinden uns derzeit auf einem kritischen Pfad, was unserenCO2-Ausstoßund damit die globaleKlimaveränderung angeht. Unsere Bemühungen sind dahingehend deutlichzulangsam und es bedarf daher deutlich mehr Tempo bei der Umstellung unserer Energieversorgung hin zuCO2-neutralen Technologien“. Der Tiefengeothermie sprach er dabeieinen entscheidenden Vorteil zu,den die zumeist diskutierten Alternativen wie Photovoltaik oder Windkraft nicht aufweisen: „DieTiefengeothermie ist eine der wenigen erneuerbaren Energien diegrundlastfähig ist, also permanentEnergie liefert, auch wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht“.Mit einer Europakarte, welche die Temperaturenin einer Tiefe vonzwei Kilometerunter derErdoberfläche darstellte, machte Kohl klar, warum die Tiefengeothermie gerade im Oberrheingraben sorelevant ist: „Es ist ein Geschenk der Natur, dass gerade hier in unserer Region eine geologischeAnomalie auftritt, bei welcher wir bereits in geringen geologischen Tiefen sehr hohe Temperaturenmessen“.Das sei einzigartig in Deutschland, und sehr selten in ganz Europa.Karrais stellte später dazuheraus, dass geradeBaden-Württemberg, was die anderen erneuerbaren Energieformen angeht,deutliche Nachteile auf Grund geringen Winds und wenig geeignete Flächen für große PV-Anlagen hat.Kohl wies in diesem Zusammenhang auf die sogenannte Standortverantwortung hin: „Im Norden müssenwir Wind ernten, im Süden die Sonne. Im Oberrheingraben liegt die Geothermie auf der Hand“.Mit vielen Schaubildern verdeutlichte Kohl welche verschiedenen Formen der Geothermie es gibt. Ermachte klar, dass hierzulande nur die sogenannte Hydrothermale Tiefengeothermie einewichtigeRollespielt und eingesetzt wird. „Bei dieser Technologie werden durchlässige Erdschichten verwendet, diezwar auch stimuliert werden müssen,hauptsächlich aber die vorhandene Klüftigkeit im Untergrundnutzt“. In diesem Zusammenhang ging Kohl auch auf die Fehler ein, welche in Vendenheim(Frankreich)begangen wurden. Man habe dort zum Beispiel eine sehr tiefe Bohrung von ca. 5 km vorgenommen. Dasseiim Oberrheingrabengar nicht notwendig. Weiteres habe man auchdasDruckniveau zu langeaufdengenehmigten Maximalwertengefahren, was aufgrund der aufgetretenen Seismizität eigentlichunvertretbarsei.Kohlsteht in engem Austausch mit denMitgliederndes Expertenrates, welcher densogenannten MIE-Berichts,zur Aufarbeitung der Vorkommnisse beim gescheiterten Projekt der FirmaGeoven in Vendenheimerstellt hatte.
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„Das Ziel unserer Veranstaltungen ist es, in einem transparenten Prozess, gemeinsam mit unserenMitgliedern und interessierten Bürgern, eine Haltung zur Geothermie zu entwickeln.Demokratie lebtvom Mitmachen und einem produktiven Diskurs“, so Gassner-Herz zur Motivationder FDP in diesemThema. Es seigelungen die eingefroreneDebatte aufzubrechen und zu erarbeiten,wie Zielkonfliktevereinbart werden können.„Wir müssen die noch verbliebene Zeit so gut wie möglich nutzen um guteVerwaltungsentscheidungen vorzubereiten und zu gestalten, bevor uns die Notwendigkeiten dazuzwingen“, so Gassner-Herz weiter. Dabei gehe es in erster Linie darum Schäden gar nicht erst entstehenzu lassen. Sollten diese doch entstehen müssen Sie zügig und fair reguliert werden.GesetzlicheGrundlage seidas Bundesbergbaugesetzfür Vorhaben dieser Art:„Wir sollten uns bewusst machen, dassDeutschland sehr viel Erfahrung im Bergbau und über den dazu notwendigen rechtlichen Rahmenverfügt“. Man habeweiterfestgestellt,dass Regelungenund spezifische Verbesserungenim Land bessergeeignet sind,eine gute Entscheidungsgrundlage fürdasBergbauamt zu schaffen.Darauf ging derFDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karraisein, der unter anderem dem AusschussfürUmwelt, Klima und Energiewirtschaftvorsitzt. Erst kürzlich habe man mit einer Anfrage aus der FDP-Landtagsfraktion an die Landesregierung verschiedene Vorschläge zur Verbesserung derSchadensregulierung erfragt. „Wir prüfen zum Beispiel ob über den bestehenden Versicherungsschutzhinaus eine Bürgschaft des Landes für Vorhaben dieser Art Sinn macht oder ob man eine Ombudsstellefür eine schnelle und faire Schadensbewertung und Regulierung auf Landesebene einrichtet“. Was dieVorkommnisse in Vendenheim angeht wollte der Antrag in Erfahrung bringen wie die Kommunikationgrenzüberschreitend funktioniert: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass hier deutlich nachgebessert werdenmuss. Wir fordern direktere Abstimmungen zwischen Frankreich und Baden-Württemberg ein“.DieGespräche, insbesondere mit den Geschädigten vor Ort haben gezeigt, dass die Höhe der Versicherungnicht das Problem sei. Vielmehr würde die Bewertung der Schäden durch die Versicherung nichtzufriedenstellend erfolgen und die Bewertung durch Dritte den Rechtsweg nötig machen. Das sei für dieBetroffenen zeitaufwändig, nervenaufreibend und mit einem gewissen Risiko verbunden. „Gerade in derSchadensbewertung und anschließenden Bewertung müssen wir ansetzen, um verlorenes Vertrauenwiederherzustellen“.Anschließenden hatten die Teilnehmer der Veranstaltung Gelegenheit den Fachexperten sowie dieAbgeordneten Fragen zu stellen. Herr Kohl beantwortete, wie die Abdichtung eines Bohrlochs aufgebautist: „Das Bohrloch, dass oben einen Außendurchmesser von ca. 80cm hat und sich mit größerer Tiefeverjüngt, besteht aus einem Stahlkern und mehreren Schichten Zement“. Eine Vermischung dergeförderten Tiefenwässer mit Trink-oder Grundwassersei dadurch quasi ausgeschlossen. Karraisbeantwortete Fragen nach der notwendigen Versicherung: „Für Vorhaben dieser Art ist eineVersicherung von 20 Millionen pro Schadensereignis, ausgehend von 2 Schadensereignissenvorgeschrieben. Darüber hinaus muss man Mitglied der Bergschadenskasse sein, die weitere 13Millionen pro Schadensereignis absichert“. Vorgeschrieben sei eine Versicherung des Zeitwerts wobei diemeisten Projektentwickler im Gespräch ankündigten Neuwertversicherungen abzuschließen, um dieAkzeptanz bei den Bürgern zu erhöhen.Gassner-Herz ging auf die Frage ein, wer überwacht ob dieVorgaben auch eingehalten werden: „Zuständig für Genehmigung und Überwachung sind dieBergämter“.In seinem Schlusswort dankte Johannes Baier dem Prof. Dr. Kohl und den Abgeordneten für IhrEngagement und den Teilnehmern für das kommen und die konstruktive Diskussion. „Wir als FDP-Ortenau möchten uns dafür einsetzen, dass über vergangene und mögliche Schäden eine Übersicht undfaire Bewertung durchgeführt wird“. Erbetonte, dass die FDP-Ortenau die Durchführung einer 3D-Seismik für dringend geboten hält: „Wir machen uns weiter dafür stark, dass die bereits genehmigteUntersuchung des Untergrunds auf dem neusten Stand der Technik durchgeführt wird“.